Dieses Projekt widmet sich der Frage, wie Kinder Kommunikation verarbeiten und welcher kognitive Aufwand dazu notwendig ist.

Nähere Informationen zum Projekt

Die Äußerungsintentionen eines Sprechers richtig zu interpretieren, ist eine Herausforderung, der sich Kinder im Alltag ständig stellen müssen. Fragt ein Kind z.B. seine Mutter, ob es noch Kekse essen darf und die Mutter antwortet, dass es gleich Abendbrot gebe, muss das Kind die Intention der Mutter erschließen. Solche indirekten Äußerungen (wie die der Mutter im Beispiel) stellt Kinder dabei im Vergleich zu direkten Äußerungen (die Mutter könnte die Bitte auch direkt verneinen) vor besondere Schwierigkeiten.

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welcher Schritt in der Verarbeitung von kommunikativen Handlungen zu Schwierigkeiten beim Verstehen indirekter Kommunikation führen könnte. Wir untersuchten 3- und 5-jährige Kinder mit Hilfe von Eye-Tracking und einer Objektwahl-Aufgabe. Die Kinder sahen sich Videos an, die Puppen bei ihren alltäglichen Aktivitäten zeigten (z. B. bei der Haustierpflege). Bei jeder Tätigkeit wurden die Puppen gefragt, welches von zwei Objekten (z. B. Kaninchen oder Hund) sie lieber hätten. Die Puppen antworteten entweder direkt (z. B. ''Ich will das Kaninchen'') oder indirekt (z. B. ''Ich habe eine Karotte''). Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder in der direkten Kommunikationsbedingung häufiger das von den Puppen beabsichtigte Objekt auswählten als in der indirekten Kommunikationsbedingung, und dass die 5-Jährigen häufiger richtig wählten als die 3-Jährigen. Die Objektwahl-Aufgabe bestätigte also bisherige Studien, dass indirekte Kommunikation schwerer zu verstehen sei.
Beim Blick auf die, der Objektwahl vorangehende Verarbeitung der Äußerung konnten wir jedoch feststellen, dass dieser Unterschied erst im Zusammenhang mit der tatsächlich expliziten Entscheidung für ein Objekt auftrat. Implizite Maße (wie die Weitung der Pupille sowie Blickmuster vor der eigentlichen Objektwahl) zeigten keine Unterschiede zwischen direkter und indirekter Kommunikation. Dies deutet daraufhin, dass die Kinder indirekte Kommunikation intuitiv zunächst richtig verstehen und erst im explizite Entscheidungs- bzw. Reaktionsprozess Unterschiede zwischen direkter und indirekter Kommunikation zutage treten.

 

Zugehörige Publikationen:

Schulze, C., & Buttelmann, D. (2021). Children understand communication intuitively, but indirect communication makes them think twice—Evidence from pupillometry and looking patterns. Journal of Experimental Child Psychology, 206, 105105. https://doi.org/10.1016/j.jecp.2021.105105

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