Forschungsprojekte
Erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Forschungstätigkeiten im Arbeitsbereich Kinderliteratur und literarisches Lernen in der Primarstufe.
LemaS-GRiP
Das Forschungsprojekt ist eingebunden in die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler. Als Teilprojekt des Forschungsverbunds Leistung macht Schule (LemaS) befasst es sich mit dem bislang fachwissenschaftlich wie fachdidaktisch eher vernachlässigten Bereich der sprachlichen und literarischen Förderung von (potenziell) Leistungsfähigen. Im Zentrum steht die Entwicklung, Implementierung und Evaluation adaptiver Lernformate, die literarisches Lernen unter den heterogenen Bedingungen von Grundschulklassen fördern. Als Teil des Verbundprojekts „Adaptive Formate sprachlich-literarischer Förderung“ besteht eine enge Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Carmen Spiegel und PD Dr. Beate Laudenberg von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.
Team
Heldengeschichten
In dem Forschungsprojekt Heldengeschichten! Leseförderung an Leipziger Grundschulen führen Studierende im Rahmen ihrer Staatsexamensarbeit in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig in Schulbibliotheken Leseförderprojekte durch. Im Zentrum steht zum einen das gemeinsame Erleben von Kinderliteratur in Vorlesesituationen (Leseförderbaustein „Gemeinsam hören, sehen und erleben“), zum anderen die Förderung des flüssigen Vorlesens für andere (Leseförderbaustein „Füreinander lesen“).
Bausteine des Leseförderprojektes
In einem ersten Schritt wurden im Rahmen eines Pilotprojektes zwei verschiedene Bausteine zur Leseförderung in Schulbibliotheken entwickelt und an ausgewählten Leipziger Grundschulen erprobt. Diese wurden inzwischen durch weitere Bausteine ergänzt.
In Baustein 1 steht das gemeinsame Hören, Sehen und Erleben von Literatur im Zentrum, in Baustein 2 die Förderung des flüssigen (Vor-)Lesens für andere. Beide Bausteine werden je nach den Bedarfen der konkreten Partnerklassen mit einem Zusatzangebot zur integrierten Förderung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache kombiniert (Baustein 3). Da sämtliche Leseförderangebote eine sorgfältige, kritische und problembewusste Auswahl geeigneter Literatur voraussetzen, fußen die Leseförderbausteine auf einer sachangemessenen Auswahl, Untersuchung und Bewertung von kinderliterarischen Texten (Baustein 0).
Verbunden sind die Leseförderbausteine durch die Fokussierung auf das Vorlesen literarischer Texte, wobei zum einen das gemeinsame Rezipieren von Texten in sog. Vorlesegesprächen (Baustein 1), zum anderen die Förderung des flüssigen (Vor-)Lesens für andere (Baustein 2) im Zentrum steht. Zudem gibt es eine thematische Klammer, die beide Bausteine umschließt: „Heldengeschichten!“
Baustein 1: Gemeinsam hören, sehen, erleben: Förderung des literarischen Lesens durch Gesprächsformate
Das Vorlesen literarischer Texte und die gemeinsame Begegnung mit Bilderbüchern ermöglicht es Kindern von Anfang an, eigene literar-ästhetische Erfahrungen zu sammeln und diese ins Gespräch zu bringen. Das gemeinsame Hören, Sehen und Erleben greift familiäre und kulturgeschichtliche Praktiken auf und verbindet individuelle Lektüreerfahrungen mit einer gemeinsamen Annäherung an das Deutungspotential des ästhetischen Gegenstands. Neben dem Genuss des literarischen Stoffes erfahren die Schüler auch eine Entlastung der eigenen Lesefähigkeiten angesichts komplexer medial schriftsprachlicher Anforderungen.
In diesem Baustein wird das Lernformat Literarisches Unterrichtsgespräch im Hinblick auf heterogene Grundschulklassen so modelliert, dass es Schüler*innen ein Gerüst gibt, das ihnen bei der Artikulation und Reflexion sprachlicher, ästhetischer und literarischer Erfahrungen hilft. Dabei kann eine Ergänzung durch Formen theatralen Spiels oder die Konzipierung als intermediale Lektüre unterstützend wirken und zusätzliche literarische Lernprozesse sowie die Begeisterung für eine Erzählung, literarische Figuren und das gemeinsame Lesen wecken.
Baustein 2: Füreinander lesen: Förderung des flüssigen Lesens durch Lautleseverfahren
Leseförderung zielt nicht nur auf den Aufbau und die Sicherung von Lesemotivation und Leselust, sondern ebenso auf die Verbesserung der sog. hierarchieniedrigen Leseleistungen. Neben dem Auf- und Ausbau basaler Lesefertigkeiten spielt hier insbesondere die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zu einem „fluenten“, flüssigen Lesen eine wichtige Rolle, das sich durch eine gut automatisierte Worterkennung, eine hohe Lesegenauigkeit, eine hinreichende Lesegeschwindigkeit und die Fähigkeit zur angemessenen Sequenzierung von Sätzen auszeichnet. Für die Förderung von Leseflüssigkeit werden unter anderem sog. Lautlesetandems vorgeschlagen, die das wiederholte (Laut-)Lesen eines Textes mit Formen des „assisted reading“ kombinieren.
Im Baustein „Füreinander lesen“ geht es darum, das Vorlesen ausgewählter literarischer Texte mit Schülerinnen und Schülern für eine Audioaufnahme und/oder einen gemeinsam gestalteten Vorlesetag gezielt vorzubereiten und einzuüben. Studierende, die an diesem Baustein mitarbeiten, befassen sich mit der Planung, Durchführung und Auswertung von entsprechenden Förder- und Unterstützungsmaßnahmen, die – je nach Lernvoraussetzungen und Förderbedarfen der Schülerinnen und Schüler – in Form einer Einzel- oder Kleingruppenförderung in den Räumen der Schulbibliothek angeboten und umgesetzt werden.
Baustein 3: Integrierte Förderung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache
Von Leseförderung können allen Schülerinnen und Schüler gleichermaßen profitieren; insbesondere für Kinder, die das Deutsche als Zweitsprache („DaZ“) erwerben, kann Leseförderung zudem auch einen bedeutsamen Beitrag zur Teilhabe und Chancengleichheit im Bildungssystem leisten. Neben den unter Baustein 1 und Baustein 2 erläuterten Erwerbsaufgaben, die auch mehrsprachige Kinder betreffen, stellt das sprachliche Angebot literarischer Texte für diese Schülerinnengruppe auf allen sprachlichen Ebenen eine große Herausforderung dar.
Im diesem Baustein geht es darum, mehrsprachigen Schülerinnen und Schüler eine gelingende und ihren spezifischen sprachlichen Bedürfnissen entsprechende Teilnahme an den Bausteinen 1 und 2 zu ermöglichen. Hierfür werden die in den Bausteinen 1 und 2 verwendeten Texte für und mit mehrsprachigen Kindern so aufbereitet und vorentlastet, dass den Kindern eine Teilhabe an der literarischen und literalen Praxis möglich wird. Die Förderung im Baustein 3 soll demnach eng verzahnt werden mit den Bausteinen 1 und 2.
Baustein 0: Kinderliterarische Texte auswählen, untersuchen, bewerten
Wer Anregungen zur Leseförderung durch Kinderliteratur professionell in einem literaturdidaktischen Rahmen verfolgen möchte, muss sehr genau reflektieren, welche Werke für welche didaktischen Ziele in welchem unterrichtlichen Kontext des literarischen Lernens geeignet erscheinen. Das bewusst reflektierte Auswählen, Untersuchen und Bewerten von Kinderliteratur ist daher eine wichtige Basis, um schulische Lern- und Lehrprozesse in der Primarstufe angemessen gestalten und begleiten zu können. Dazu sind fundierte (kinder-)literaturwissenschaftliche Kenntnisse notwendig.
In diesem Baustein geht es darum, die ästhetischen Erfahrungspotenziale von Kinderliteratur mit Blick auf den Literaturunterricht zu analysieren und zu reflektieren. Dabei findet Kinderliteratur in ihrer unterschiedlichen Medialität (z.B. Hörtexte, Filme, Theater, Apps) Berücksichtigung.
Team
Multimodalität in der literarischen Praxis
Varieté der Vielfalt
In einem „Varieté der Vielfalt“ gaben im Projektzeitraum vom 01.10.2017 bis 30.09.2018 Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen Einblicke in „Ästhetisches Lernen in Sprache, Spiel, Bewegung, Kunst“ und zeigten Wege zu einer sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch fundierten Konzeption gelebter Vielfalt auf. Fokussiert wurde sowohl auf fachspezifische Formen ästhetischen Lernens als auch auf übergreifende Themen wie sprachliche und kulturelle Heterogenität oder musik-, theater-, bewegungs- und kunstpädagogische Ansätze. Neben der Ringvorlesung besuchten die Studierenden eines der vier auf die Ringvorlesung abgestimmten Begleitseminare (Sprache, Spiel, Bewegung, Kunst). Die Ergebnisse des Theorienbausteins wurden in einem Sammelbandpubliziert, die Ergebnisse der Praxisbausteine in einer Aufführung, die hochschulöffentlich ist und die Hochschule als kulturellen Ort bestärkt.