Bei einem Besuch auf dem Campus der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät fällt die Kita „Am Elsterbecken“ ins Auge. Wir kooperieren mit dem Träger dieser Kita, der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH Region Sachsen. Das ermöglicht uns, über die „Forschungs- und Lehrkindertagesstätte“ (FoLKi) als wissenschaftlicher Einrichtung der Fakultät Forschungs- und Lehrprojekte in der Kita „Am Elsterbecken“ durchzuführen.

In der Feldforschung wird danach gestrebt, möglichst nah an das „echte Leben“ heranzukommen. Ziel sind Erkenntnisse über das Alltagsgeschehen mit möglichst hoher ökologischer Validität, also hoher empirische Gültigkeit. Dafür versuchen Forscherinnen und Forscher mit verschiedenen Mitteln, ihre Einflüsse zu minimieren bzw. zu kontrollieren.

Über die FoLKi haben die Angehörigen der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät deutschlandweit bisher einmalige Möglichkeiten für die Feldforschung im Bereich der frühen Bildung, die Erkenntnisse mit einer besonders hohen ökologischen Validität versprechen: Sie können mit Hilfe von Technik in den Alltag einer Kita „hineinzoomen“, ohne als Personen präsent sein zu müssen.

Wir verfügen zum einen über eine exzellente technische Infrastruktur, die hervorragende Forschungspotentiale eröffnet. Zum Zweiten wurde das ideelle Setting geschaffen, Forschung quasi ‚als Dauerzustand‘ erfolgreich durchzuführen und Forschenden einen unkomplizierten Zugang zum Forschungsfeld zu ermöglichen. Sowohl die Familien der Kinder als auch die pädagogischen Fachkräfte der Kita verstehen und unterstützen das besondere Profil ihrer Einrichtung.

Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner FRÖBEL arbeiten wir intensiv daran, positive Rahmenbedingungen für die Durchführung von Forschungs-, aber auch Lehrprojekten zu schaffen und zu halten. Bevor Familien Betreuungsverträge abschließen und bevor Mitarbeitende sich für die Arbeit in der Kita „Am Elsterbecken“ entscheiden, können sie sich umfangreich informieren. Wir wollen, dass sich Familien und Mitarbeitende bewusst für das Forschungsprofil der Kita entscheiden und bemühen uns, ihr Vertrauen zu bestätigen.

Bei der Durchführung von Projekten oder in Bezug auf den Datenschutz streben wir hohe Transparenz an. Weil nicht jedes Detail eines Projekts jedem zur Kenntnis gegeben werden kann, werden die Interessen der Familien, Kinder und Mitarbeitenden in Entscheidungsprozessen durch geeignete Personen vertreten.

Zentrales Thema an der Fakultät ist, wie sich Kinder entwickeln und welche Rolle dabei die Bildungsinstitutionen spielen. Mit Blick auf die Kita wollen wir insbesondere das selbsttätige Gestalten und das selbst gewählte Spiel der Kinder in den Blick nehmen, aber auch Interaktions- und Bildungsprozesse mit Kindern und Pädagoginnen und Pädagogen als Akteurinnen und Akteure, d. h. peer-to-peer- und Fachkraft-Kind-Interaktionen. Ein weiterer Schwerpunkt wird Forschung zu professionellem Handeln sein, mit dem Ziel, forschungsbasierte Beiträge zur weiteren Professionalisierung zu erarbeiten.

Weil die Betreuung und Bildung der Kinder in der Kita kontinuierlich ab ca. einem Jahr bis zum Schuleintritt erfolgt, ergeben sich zudem Möglichkeiten für Längsschnittuntersuchungen zu spezifischen Entwicklungs- und Bildungsprozessen.

Der Schwerpunkt an der Fakultät lag über viele Jahre auf der Ausbildung von Lehrenden für die Schule. Seit einiger Zeit wird jetzt innerhalb verschiedener Arbeitsbereiche und explizit im Masterstudiengang „Professionalisierung frühkindlicher Bildung“ die vorschulische Bildung verstärkt in den Blick genommen. Kindliche Entwicklung wird als kontinuierlicher Prozess verstanden, der durch institutionelle Übergänge möglichst nicht gebrochen werden sollte. Zur Arbeit der Kita ergeben sich thematische Schnittstellen, z. B. Frühförderung oder die Entwicklung von Sprach-, Emotions-, Kognitions- und Selbstkompetenzen. Studierende können dazu im Rahmen ihrer Qualifizierungsarbeiten kleinere Forschungsvorhaben umsetzen.

Mit den technischen Möglichkeiten der Video- und Audioaufzeichnungen alltäglicher Interaktionen können Beobachtungssequenzen, die als Lehrmaterial dienen, produziert werden. Andersherum stehen die Lernmöglichkeiten, die mit den Lernwerkstätten für Studierende in den Räumen der Fakultät geschaffen wurden, auch für die Weiterbildung der Mitarbeitenden der Kita offen.

Die Möglichkeiten für Forschung und Lehre über die FoLKi können von allen Mitarbeitenden, Lehrenden und Studierenden der Fakultät genutzt werden und stehen auch den jeweiligen Kooperationspartnerinnen und -partnern offen (mehr unter "Projekte über die FoLKi beantragen").

Damit aus Ideen konkrete Projekte werden, durchlaufen sie einen Begutachtungs- und Beratungsprozess. Der erste Schritt ist, eine Idee in Form eines Antrages bei der Leitung der FoLKi einzureichen. Der Antrag wird danach in verschiedenen Gremien der FoLKi mit unterschiedlichen Schwerpunkten beraten und begutachtet. Mitglieder der Gremien sind Angehörige der Fakultät, des Kooperationspartners FRÖBEL, aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Gruppen, die direkt in Forschungs- und Lehrprojekte eingebunden sind (Kinder, Familien und Mitarbeitende der Kita). Weitere Informationen finden Sie auf dieser Seite unter der Überschrift "Projekte über die FoLKi beantragen".

Die Fakultät und die Kita „Am Elsterbecken“ befinden sich in unmittelbarer Nähe zueinander. Die Kita gehört zu einem Gebäude, das mit Hörsaal, Seminar- und Büroräumen sowie Bibliothek Teil des ganz normalen Uni-Betriebs ist.

Während des Neubaus wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, Video- und Audiodaten in allen Räumen der Kita zu erheben, in denen sich Kinder im Alltag aufhalten – mit Ausnahme der Sanitärräume als besonders sensiblen Orten. Dafür wurden jede Menge Kabel verlegt. Die Aufnahmen werden zentral aus dem „Early Child Development Lab“ (ECDL) gesteuert, das zur Fakultät gehört und nur durch eine Tür getrennt an die Kita angrenzt (mehr Informationen unter "Räume und Technik über die FoLKi nutzen"). Die Aufnahmegeräte selbst hängen nicht ständig. Sie werden nur in den Zeitfenstern und in den Räumen angesteckt, die entsprechend der Forschungsfrage ausgewählt wurden. Aus der Perspektive der Forschenden ist diese technische Infrastruktur einzigartig.

Wenn es spezielle Forschungsfragen erfordern, können wir die Video- und Audio-Technik zusätzlich mit anderen Techniken zur Erfassung der Blickrichtung und Aufmerksamkeit der Kinder, zur genaueren Erfassung ihrer Körperhaltung, ihrer Position und Bewegung im Raum oder ihrer Mimik kombinieren.

In einzelnen Forschungsprojekten interessieren uns außerdem die Beobachtungen und Meinungen der Eltern bzw. der pädagogischen Fachkräfte. An diese werden wir uns mit Fragebögen wenden oder sie bitten, uns ein Interview zu geben.

Für unsere Basisstudie werden wir regelmäßig in größeren Abständen verschiedene Entwicklungsbereiche testen. Dafür laden wir die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen bspw. in das ECDL ein.

Für alle Projekte gilt selbstverständlich: Keine Datenerhebungen ohne Zweckbindung! Über die Zwecke informieren wir ausführlich. Ob Daten erhoben werden bzw. wo und wann, ist für jeden – insbesondere auch für die Kinder – visuell leicht erfassbar. Die Aufnahmegeräte werden nur in den Zeitfenstern und in den Räumen angesteckt, die entsprechend der Forschungsfrage ausgewählt wurden. Damit kann jede und jeder mit einem Blick überprüfen, ob bzw. wo Aufnahmen stattfinden. Es gibt keine heimliche Datengenerierung, keine Dauerüberwachung und keine Datenspeicherung auf Vorrat.

Die Kinder und Familien sowie die Mitarbeiter*innen der Kita haben ein großes Interesse, in die Gestaltung der Forschung eingebunden zu sein. Damit sich für sie Forschung in der Kita nicht als Einbahnstraße anfühlt, verpflichten wir alle Forschenden, möglichst zeitnah, aber ohne Rückschlussmöglichkeiten auf einzelne Personen über Ergebnisse zu informieren bzw. darüber, was diese Ergebnisse bedeuten. Nicht nur die Familien signalisieren, dass sie an diesen regelmäßigen Rückmeldungen Interesse haben. Auch der Träger der Kita erwartet sich davon Impulse für die Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität.

Über die FoLKi können Projekte von einzelnen Forscherinnen und Forschern bzw. Teams durchgeführt werden. Die FoLKi wird aber auch zunehmend den Charakter eines Forschungsdatenzentrums entwickeln. Aus Rücksicht auf die Kinder, die Familien, die Mitarbeitenden der Kita und im Interesse eines möglichst ungestörten pädagogischen Alltags werden kindbezogene Basis- und Entwicklungsdaten sowie familien- und einrichtungsbezogene Kontrollvariablen nicht primär von Einzelnen, sondern im Rahmen einer Basisstudie der Fakultät erhoben. Diese Daten werden zur Sekundäranalyse bereit gestellt. Ziel ist, Forschungsdaten aus Einzelprojekten in diesen Korpus zu integrieren.

Die Kooperation zwischen der Fakultät und FRÖBEL lässt sich am besten mit Hilfe von Grafiken veranschaulichen.

Grafiken
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