Unsere Forschungsfrage ist, ob Kleinkinder indirekte Aussagen als kommunikative Handlungen verstehen, die die falschen Überzeugungen eines Akteurs aktualisieren. Wir kontrollieren für Faktoren, die bei der Verarbeitung der Kommunikationsakte eine Rolle spielen könnten sowie für die kommunikative Kompetenz der Kleinkinder, um Low-Level-Erklärungen (z. B. Assoziationsheuristik) auszuschließen.

Projektbeschreibung

In vielen Theorien zum Kommunikationsverständnis herrscht die Auffassung vor, dass man sich in die Lage anderer versetzen muss, um die durch verbale oder nonverbale Kommunikation vermittelten Absichten eines Sprechers zu verstehen. Postuliert wird dabei, dass Rezipienten über Theory-of-Mind-Fähigkeiten (ToM, meist gemessen mittels der Fähigkeit die falschen Überzeugungen anderer unabhängig vom eigenen Wissen zu repräsentieren) verfügen müssen (z. B. Breheny, 2006; Happé, 1993; Levinson, 2006; Sperber & Wilson, 1995). Dies sollte besonders bei indirekter Kommunikation deutlich werden, also wenn nicht explizit gesagt wird, worum es geht, sondern nur implizite Hinweise auf die eigentlich Sprecherintention gegeben werden (z. B. wenn man sagt: „Mir ist kalt“, um jemanden zu bitten, das Fenster zu schließen).

Allerdings untersuchten nur Song, Onishi, Baillargeon und Fisher (2008), ob Kommunikation die auf falschen Überzeugungen beruhenden Erwartungen an das Verhalten eines Akteurs ändern könnte. 18 Monate alte Teilnehmende sahen, wie ein Akteur einen Ball in eine Kiste legte, den Raum verließ, und ein Assistent bewegte den Ball in eine Tasse. Als der Akteur zurückkam, sagte der Assistent entweder „Der Ball ist in der Tasse“ (informative Bedingung) oder „Ich mag die Tasse“ (nicht-informative Bedingung). Die Studie zeigte, dass nur eine informative – direkte – Kommunikation zu einer Aktualisierung der Erwartungen der Kinder an die Suche des Akteurs führte. Schulze & Tomasello (2015) fanden jedoch heraus, dass Säuglinge auch indirekte Kommunikationshandlungen verstehen, und es erscheint unklar, warum die Kinder in Song et al.’s Studie die „uninformative“ Aussage nicht als indirekten Hinweis verstanden haben, der für die Suche des Akteurs relevant ist.

Um diese gegensätzlichen Ergebnisse genauer zu hinterfragen, untersucht unser Projekt 18 Monate alte Kinder in sechs Bedingungen: zwei Bedingungen, die versuchen, die ursprüngliche Studie von Song und Kollegen zu replizieren, zwei, die das ursprüngliche Verfahren leicht verändern, und zwei neue Kontrollbedingungen.

Bisherige Ergebnisse des Forschungsprojekts

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