Hier können Sie in den vergangenen Veranstaltungen des LiteracyLab im Wintersemester 2022/23 stöbern. Diese standen unter dem Motto "Zugänge – Übergänge – Grenzgänge". Eine Übersicht über alle Veranstaltungen zeigt das Plakat der Vortragsreihe. Über die einzelnen Programmpunkte können Sie sich rückblickend weiter unten inhaltlich auch mit Bildern von den jeweiligen Veranstaltungen informieren.
Folgende Gäste und Themen haben im Wintersemester 2022/23 unsere Veranstaltungsreihe "Zugänge – Übergänge – Grenzgänge" im Literacy Lab bereichert
„Der Mann, der eine Blume sein wollte“ nach dem Kinderbuch von Anja Tuckermann, Mehrdad Zaeri und Uli Krappen
ERLEBEN: Aufführung und Werkstattgespräch mit dem Theaterkollektiv compagnie toit végétal
Es reichte ihm nicht mehr, einfach nur ein Mann zu sein. Ein Mann, der zur Arbeit ging, in der Freizeit Fußball spielte und zu Hause fernsah. Er wollte auf einer Wiese stehen und eine helle Farbe darin sein. Die gelben Blätter einer Butterblume sollten um seinen Kopf wachsen, er würde in der Erde stehen und hin und her schaukeln, wohin der Wind ihn führte.
Der Mann, der eine Blume sein wollte von Anja Tuckermann, Mehrdad Zaeri und Uli Krappen erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich traut, aus seinem Alltag auszubrechen und Neues zu wagen, um herauszufinden, wer er ist und was ihn glücklich macht. Was bedeutet es, ein Mann zu sein? Oder eine Frau? Oder eine Blume? In ihrer Inszenierung widmet sich die compagnie toit végétal der Bilderbuchvorlage mit einem interdisziplinären Theateransatz, der Sprache, Bilder und Musik zu einer Bilder-Film-Performance für Menschen ab 6 Jahren verwebt.
ERLEBEN: Lesung und Gespräch mit dem Bilderbuchkünstler Torben Kuhlmann
Mit seinem 2014 erschienenen Bilderbuchabenteuer „Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ ist Torben Kuhlmann etwas gelungen, das für Examensarbeiten höchst selten ist: ein vielfach ausgezeichnetes, von der Kritik gefeiertes Bilderbuch zu schaffen und einen internationalen Bestseller zu landen, der Fantasie, Abenteuer und Atmosphäre mit Technik und Ingenieurskunst verbindet. Mit Aquarellfarben und Zeichenstift hat Autor und Illustrator Torben Kuhlmann seine belesene, experimentierfreudige, technisch versierte kleine Maus mittlerweile in die Lüfte, auf den Meeresgrund („Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes“, 2018), in den Weltraum („Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond“, 2019) und durch Raum und Zeit versetzt („Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“, 2020). Es ist uns eine große Freude, Torben Kuhlmann zu Lesung und Werkstattgespräch zu begrüßen und zu erfahren: Wie bringt eine kleine Maus Albert Einstein auf eine große Idee?
ERLEBEN: Werkstattgespräch mit der Autorin Franziska Anna Opitz-Kark und dem Sprecher Raschid Daniel Sidgi
Mehr als 700 halbstündige „Figarinos Fahrradladen“-Folgen haben Autorin Franziska-Anna Opitz-Kark und Sprecher und Schauspieler Raschid Daniel Sidgi schon gemeinsam produziert – die witzigen und weisen Hörgeschichten um den freundlichen, erfindungsreichen und um Harmonie bemühten „Fahrradschrauber“ Figarino und seinen altklugen, verfressenen und egozentrischen sprechenden Kater Long John begeistern seit vielen Jahren die kleinen und großen Hörer:innen des MDR. Inzwischen sind auch Figarino und Long John im digitalen Zeitalter angelangt – zum einen, weil ihre Geschichten nun im Streaming-Radio MDR Tweens und als Podcast zu hören sind, zum anderen, weil in den Geschichten manch unbeabsichtigter Maus-Klick die beiden auf fantastische Weise ins Internet und damit an weite entfernte Orte und ins Abenteuer „schlotzt“. Gemeinsam mit der Autorin und dem Sprecher von Figarino und Long John genießen wir eine aktuelle Folge von „Figarinos Fahrradladen“ in der Hörlounge des LiteracyLabs, bevor wir im Werkstattgespräch erfahren, wie Kinderradio-Geschichten entstehen, wie komplexe, liebenswerte Figuren im Hörspiel erschaffen werden und welche Themen sich Kinder für Figarino und Long John per Hörer:innen-Post wünschen…
ERFORSCHEN: Vortrag von Dr. Matthias Preis, Universität Bielefeld
Hörbücher zählen nach wie vor zu den Gegenständen des medienintegrativen Deutschunterrichts mit einem starken Potenzial, das jedoch häufig unterschätzt wird. Auch die didaktische Diskussion um Hörmedien ist nicht selten noch etwas ausbaufähig. Im Vortrag wird ein neues und besonders innovatives Modell der Hörbuchanalyse präsentiert.
Dr. Matthias Preis ist u.a. Experte im Schwerpunkt Hörästhetik/-didaktik, insbesondere für kinder- und jugendliterarische Hörmedien.
VERMITTELN: Vortrag von Prof. Dr. Doreen Bryant, Universität Tübingen und Prof. Dr. Alexandra Zepter, Universität zu Köln
Performative Zugänge zum grammatischen Lernen in der Zweitsprache zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen der sich bewegende Körper, das eigene ästhetische Wahrnehmen, Fühlen, Handeln und Erleben oder auch das kreativ-spielerische Gestalten, Darstellen, Inszenieren von Sprache zentrale Bedeutung erhalten. Performativität wird zur didaktischen Ressource, um Verstehens- und Denkprozesse anzustoßen und zu erleichtern, um authentische Reproduktionskontexte zu schaffen, um Freude am Dabeisein und am Lernen zu wecken und aufrechtzuerhalten, um die Reflexionskompetenz zu stärken und nicht zuletzt auch um ein nachhaltiges Verinnerlichen zu begünstigen (Bryant/Zepter 2022). In unserem Vortrag gehen wir auf die theoretische Fundierung performativer Zugänge ein (welche Theorien und empirischen Befunde sprechen dafür, performativ zu arbeiten?) und illustrieren anhand konkreter Beispiele unter Einbindung interaktiver Phasen die Potenziale performativer Zugänge für grammatisches Lernen in der Zweitsprache.
ERLEBEN: Werkstattgespräch mit der Hörbuchautorin Maja Nielsen
Hörbücher werden im medienintegrativen Deutschunterricht der Primarstufe häufig noch unterschätzt. Im Werkstattgespräch mit der Hörbuchautorin Maja Nielsen soll aufgezeigt werden, welche spannenden Möglichkeiten das Medium zu bieten hat und wie Sachbücher und Hörbücher den Stundenplan, aber auch die Freizeit von Kindern bereichern können.
Maja Nielsen absolvierte ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg. Später übernahm sie Theaterengagements in Hamburg, München, Stuttgart, Tübingen und Kassel. Durch ihre beiden Söhne kam sie zum Schreiben von Abenteuergeschichten. 1998 begann Maja Nielsen als Autorin für den Hörfunk zu arbeiten und veröffentlichte ihre ersten Kinderbücher. Zunächst erschienen ihre Geschichten und Hörspiele im Kinderfunk (HR, WDR, BR, MDR).
Seit 2006 konzentriert sich Maja Nielsen auf die von ihr geschaffene Kindersachbuchreihe „Abenteuer! Maja Nielsen erzählt“ (Gerstenberg Verlag, Hildesheim), die inzwischen 27 Bände umfasst. Ein Geheimnis ihres Erfolges: Maja Nielsen nimmt Kinder und ihre Fragen ernst. Eine weitere Zutat ihres Erfolgsrezeptes liegt im engen Kontakt zwischen der Autorin und ihrem Publikum. Über 150 Lesungstermine jährlich belegen dies eindrucksvoll. Maja Nielsen ist ein gern gesehener Gast auf allen großen Literaturfestivals wie der LitCologne, der Münchner Buchschau oder dem Seiteneinsteiger Festival. 2013 zeichnete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Maja Nielsen als „Lesekünstlerin des Jahres 2013“ aus. (Quelle: Wikipedia)
VERMITTELN: Aktive Medienbildung in der Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig
Wie wird ein Hörspiel produziert? Ein Radiofeature? Oder gar eine ganze Radiosendung? Und können das Primarschüler:innen überhaupt schon? Seit nunmehr zehn Jahren unterbreitet die Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig e.V. verschiedene Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Multiplikator:innen, in denen sie inhaltliche und technische Kenntnisse zur Erstellung von Audiobeiträgen und crossmedialen Produkten vermittelt. Katja Röckel gibt im Gespräch Einblick in die aktive und inklusive Medien- und Bildungsarbeit des Vereins, sie erzählt, wie Kinder und Jugendliche an die Erstellung von Podcasts und Radiofeatures herangeführt werden, und berichtet von ihren Erlebnissen mit kids on air.
Katja Röckel studierte Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie Erziehungswissenschaften. Sie arbeitet seit 2000 als Medienpädagogin in der Hörfunkwerkstatt Leipzig und betreut dort u.a. die Mädchen*redaktion. Schon als Kind hat sie gerne Radio gehört, Kassetten mitgeschnitten und selbst irgendeinen Quatsch aufgenommen.
ERLEBEN: Lesung und Gespräch mit den Autor:innen und Verleger:innen Susanna und Johannes Rieder
Eine Grammatik der deutschen Sprache als Bilderbuch – wo gibt‘s denn so was? Mit ihrer originellen Bilderbuchgrammatik „Hunde im Futur“ haben die Geschwister Susanna und Johannes Rieder, so der Deutschlandfunk, „fast eine kleine Bildungsrevolution“ ausgelöst: Diese Grammatik hat wenig gemein mit den tabellenlastigen, bleiwüstigen Regelwerken, als die uns Grammatiken üblicherweise begegnen. Stattdessen werden die grammatikalischen Grundbegriffe vor allem durch Illustration und Buchgestaltung vermittelt – mit Seiten zum Aufklappen, die einem im Wortsinn „Einblicke“ in grammatische Fragen eröffnen. Seit kurzem gibt es sogar noch ein Malheft zum Bilderbuch, das dazu einlädt, die grammatischen Kategorien im eigenen kreativen Prozess zu entdecken und nachzuvollziehen. Kein Wunder, dass das Buch seit seinem Erscheinen mit Lob und Preisen überhäuft wurde und im vergangenen Jahr sogar für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Sachbuch nominiert war: „Einfallsreichtum pur, der Lust macht, über Sprache nachzudenken“, urteilte die Jury – was lässt sich Schöneres über eine Grammatik sagen? Wir freuen uns sehr, die beiden Köpfe hinter diesem kunstvoll gemachten Klappbilderbuch bei uns im LiteracyLab begrüßen zu dürfen!
Konzeption und Rekonstruktion literarischer Lernprozesse
ERFORSCHEN: Vortrag von Dr. Felix Heizmann, Heidelberg
Der Vortrag gibt differenzierte Einblicke in die Konzeption und Rekonstruktion literarischer Lernprozesse in der Grundschule. Wesentlich für den entwickelten Ansatz ist die Verschränkung mehrerer Elemente, zu denen eine erfahrungsbasierte Bildungstheorie, das Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs als geeignetes Erhebungsformat und die dokumentarische Methode als empirisches Auswertungsverfahren mit praxeologischer Analyseeinstellung gehören.
Ausgehend hiervon wird anhand ausgewählter Transkript- und Hörsequenzen der Frage nachgegangen, welche Praktiken der Bedeutungsaktualisierung die Kinder bei ihrer Begegnung mit anspruchsvoller Poesie anwenden und welche handlungsleitenden Orientierungen dabei zutage treten. Weil sich dieses Geschehen speziell in der Primarstufe als mäandrierend und tentativ und deswegen als empirisch schwer zugänglich erweist, nutzt der Forschungsansatz in Ergänzung zur Terminologie der dokumentarischen Methode den Begriff der ‚Orientierungsdynamik‘. Er wird den Unterrichtsgesprächen in ihrer dialektischen Struktur gerecht, da er einerseits deren brüchigen und fluiden Charakter und andererseits die sich in ihnen abzeichnenden alters- und entwicklungsspezifischen Denk- und Handlungsmuster der jungen Literaturnoviz:innen zu erfassen und zu typisieren erlaubt.