Schulgarten
Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig bietet mit ihrem Forschungs-Schulgarten auf dem Campus Jahnallee zahlreiche Wahrnehmungs- und Beobachtungsmöglichkeiten.
Aktuelles aus dem Schulgarten
Im Sach04-Seminar zum Schulgarten als Lernort im Sachunterricht machen die Studierenden direkte Naturerfahrungen. Dabei bietet der Forschungs-Schulgarten auf dem Campus Jahnallee vielfältige Möglichkeiten der Wahrnehmung und Beobachtung sowie Impulse für die praktische Gestaltung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Angefangen bei der Keimung einzelner Samen, über das richtige Pflanzen von Jungpflanzen, bis hin zur Ernte der reifen Früchte und Pflanzenbestandteile erhalten die Studierenden Einblicke in natürliche Phänomene und deren Thematisierung im Sachunterricht der Grundschule.
Hierbei spielen besonders die phänologischen Jahreszeiten eine große Rolle, die die Auswirkungen der Klimaveränderungen sichtbar und messbar werden lassen. Außerdem bietet der Garten die Möglichkeit, Insekten in ihrem Lebensraum zu studieren – zum Beispiel durch ein Insektenhotel. Einblicke in Veränderungen bei verschiedenen Pflanzen und Tieren lassen evolutionäre Mechanismen und Prozesse erkennen.
Die Förderung durch die Universitätsstiftung erlaubt eine Kooperation mit dem Verein Acker e.V., dessen Anliegen es ist, durch Bildungsarbeit mehr Naturerfahrungen zu ermöglichen, Kompetenzen aufseiten von Schüler:innen zu stärken, sowie langfristig die Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln zu erhöhen.
Mit den Fördermitteln der Universitätsstiftung können außerdem Pflanzen und auch Werkzeuge für den Forschungs-Schulgarten erworben werden. So sichert die Universitätsstiftung auch in den Folgejahren gute Bedingungen für die schulgartenbezogenen Lehrveranstaltungen in der Leipziger Lehrer:innenbildung.
Vom 14. bis 17. Oktober 2021 fand an der Karl-Franzens-Universität in Graz (Österreich) der Internationale Kongress für Kinderphilosophie zum Thema „Erwartungen an Demokratien – Das Zeitalter der Digitalisierung und Ökologie“ statt. Neben vielfältigen Themen zur Mensch-Natur-Beziehung, zu Gerechtigkeit und Verantwortung sowie zu aktuellen Perspektiven auf Demokratie, Bildung und Digitalisierung konnte auch der Schulgarten die Diskurshorizonte anreichern. Alexandria Krug stellte dazu in ihrem Beitrag „Der Schulgarten als Ort der Demokratie – Im Schulgarten mit Kindern über Klimagerechtigkeit und Verantwortung hinsichtlich der Mensch-Mitwelt-Beziehung philosophieren“ vielfältige Blickwinkel und Transformationsmomente des außerschulischen Lernortes vor. Weitere Informationen sind unter den folgenden Links zu finden:
Im vergangenen Sommersemester wurde die Lehre an der Universität durchgängig digital durchgeführt, und so konnte unser Lehr- und Forschungsschulgarten leider nicht wie erhofft in die Lehre eingebunden werden. So mussten wir in der Lehre etwas kreativ werden und improvisieren.
Macht Schulgarten-Lehre in einem digitalen Semester überhaupt Sinn? Schließlich macht es doch den Reiz des Lernortes Schulgarten aus, dass es nach draußen geht, dass es Praktisch wird, dass es um das Erforschen und Erleben und mit allen Sinnen geht, dass es darum geht, gemeinsam mit anderen etwas zu planen und zu erreichen, und im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Dies war auch oft die Motivation der Studierenden, an unserem Schulgarten-Seminar teilzunehmen.
Wie haben wir nun diese Lernpotenziale des Schulgartens trotz des digitalen Semesters erprobt und umgesetzt?
Wagenschein und der Schulgarten3 – genetisch, sokratisch und exemplarisch im Schulgarten unterwegs
Im Rahmen der Wagenscheintagung 2021, die im digitalen Format von der FHNW (Campus Muttenz, Schweiz) ausgetragen und gestaltet wird, haben sich im Vorfeld die drei begeisterten Schulgartenkollegen:innen Ruedi Küng (Dozent Fachdidaktik und Fachwissenschaft Biologie Sekundarstufe I an der FHNW), Dieter Franz Obermaier (wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin) und Alexandria Krug (wissenschaftliche Mitarbeiterin der GSD Sachunterricht an der Universität Leipzig) in einer synchronen Videosession in ihren Gärten in Basel, im „Zaubergarten 2.0“ des UniGardenig-Projektes der Humboldt-Universität zu Berlin und im Lehr- und Forschungsschulgarten der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig zum ersten Austausch getroffen. Im gemeinsamen Dialog erfolgt eine erste Annäherung an die Bildungspotenziale des Schulgartens aus der Perspektive der genetisch, sokratischen und exemplarischen Didaktik nach M. Wagenschein. Am 17. April 2021 werden die drei Verantwortlichen auf der digitalen Wagenscheintagung 2021 ein gemeinsames Panel zu dieser Thematik anbieten und die skizzierten Diskurse in gemeinsamer Diskussion mit den Teilnehmenden weiter entfalten.
Wegebau im Schulgarten
Für die Bedarfe von Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen wurde ein befestigter Weg angelegt, der die unterfahrbaren Hochbeete erreichbar werden lässt. Der Forschungs-Schulgarten soll inklusive Lerngelegenheiten bieten, bei denen alle Beteiligten Einblicke und Erkenntnisse über Rasen und Wiesen, Früchte und Nicht-Früchte oder auch Kräuter und deren Inhaltsstoffe gewinnen. Daher ist unser Ziel die Weiterentwicklung bestehender Schulgärtenkonzeptionen zu einem inklusiven Schulgarten mit Erschöpfung des Bildungspotentials für das gemeinsame Lernen aller Kinder sowie dem Einbezug von Digitalität.
Hierfür bedarf es einer Barrierefreiheit einerseits bei Wegen, andererseits aber auch in Hinblick auf Partizipationsbarrieren wie etwa Werkzeugen. Ziel des Fachbereichs Werken ist die Entwicklung von Partizipationsmöglichkeiten, bei denen User (beeinträchtigte Schülerschaft) und Maker (Studierende) zusammenkommen und Lösungsmöglichkeiten für den Schulgarten gemeinsam entwickeln. Innerhalb dieser Entwicklerkooperation sollen adaptive Werkzeuge entwickelt und erforscht werden, um Teilhabebarrieren im Schulgarten zu überwinden und somit einen Schulgartenunterricht für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.
So spielt besonders die Kommunikation, das Lernen von- und miteinander, im Forschungs-Schulgarten eine bedeutende Rolle. Der Gesprächsanlässe gibt es viele – und auch das Philosophieren mit Kindern erhält einen Platz zwischen Blumen und Beeren.